Das Jahr 2020 hat begonnen und es bietet 366 Tage, um Dich neu kennen zu lernen, um Liebe zu empfangen zu geben, um zu lachen, zu weinen, zu toben - alle Gefühle (aus) zu leben - und um mit etwas Neuem anzufangen. Wie wäre es mit Kindergebärden?
Um Kindergebärden zu nutzen, brauchst Du kein Baby und kein Kleinkind. Es gibt so viele Situationen im Alltag, bei denen Gebärden hilfreich sein können. Wer Kindergebärden nutzt, baut sich einen Grundwortschatz der Deutschen Gebärdensprache (DGS) auf, was immerhin eine anerkannte und in Deutschland genutzte Sprache ist. Mehr dazu wird es in einem anderen Artikel geben. Heute stelle ich Dir 9 Tipps für den Start mit Kindergebärden vor. Der Fokus liegt hier zwar auf den Beginn mit Babys und Kleinstkindern, doch du kannst diese Anregungen leicht auf jedes Alter übertragen.
Start mit Babys und Kleinstkindern
1. Sei offen dafür, dass Dein Kind gebärdet, wenn es soweit ist.
Immer wieder höre und lese ich von Müttern, die zu Anfang begeistert gebärden, nach einer Weile jedoch aufgeben, wie sie es ausdrücken, weil ihr Kind nicht gebärdet. Meinung Meinung nach ist das Ziel von Kindergebärden nicht, dass ein Baby oder Kleinkind möglichst schnell gebärdet, sondern dass wir uns verständigen können. Indem ich Gebärden nutzen, versteht ein Kind, das noch nicht (die deutsche Sprache) sprechen kann, leichter den Zusammenhang, da verschiedene Areale im Gehirn angesprochen werden. Es hört nicht nur die Worte, sondern sieht auch die Bewegungen dazu. Im Gehirn entstehen direkt passende Verknüpfungen.
Es kann passieren, dass Dein Kind fast gar nicht gebärdet, so wie ich es bei meiner Tochter erlebe. Dennoch Gebärde ich immer weiter, insbesondere bei neuen Situation, da es ihr hilft diese leichter zu begreifen. Tatsächlich habe ich noch kein Kind erlebt, das gar nicht gebärdet. Irgendwann kommt immer die erste Gebärde. Das ist ein tolles Gefühl, jedoch nicht Ziel der Idee.
2. Gebärde Schlüsselworte statt ganze Sätze oder Satzteile.
Die Deutsche Gebärdensprache eine komplexe, eigenständige Sprache mit eigener Grammatik. Wer selbst ein Hör-Handicap hat oder mit Menschen zutun hat, die schlecht oder gar nicht hören können, ist es ein Vorteil, diese Sprache vollständig zu erlernen. Wir Hörenden setzen sie lediglich als Unterstützung ein. Daher gebärden wir lediglich das entscheidende Schlüsselwort in einem Satz oder Satzteil. Auf diese Weise richten wir auch die Aufmerksamkeit des Kindes auf diesen wesentlichen Teil, den es leichter erfassen kann, als einen vollständigen Satz.
3. Nutze Gebärden aus der DGS ohne sie zu vereinfachen.
Genauso, wie ein Kind am Anfang nicht alle Wörter vollständig und korrekt ausspricht, wird es auch Gebärden verwaschen oder vereinfacht zeigen. Ich nutze dennoch die Original-Gebärde, wie ich auch Wörter korrekt ausspreche, ohne in eine Baby-Sprache zu verfallen. Nur auf diese Weise sieht das Kind immer wieder, wie die Gebärde ausgeführt wird, um es irgendwann selbst so zu tun.
4. Sprich zur Gebärde und nutze Deine Mimik mit einem deutlichen Mundbild.
Bei der Gebärdensprache nutzen wir den ganzen Körper zur Mitteilung. Mimik ist stets sehr wichtig und häufig Teil der Sprache. Da wir hörend sind, nutzen wir Mimik anders, als Muttersprachler es täten. Das wichtigste ist, das Wort zur Gebärde deutlich auszusprechen. Immerhin ist das erste Ziel von Kindergebärden, die Sprachentwicklung zu fördern. Eine Aussprache mit deutlichem Mundbild verknüpft nicht nur den Klang und die Wortmelodie mit den Bewegungen. Das Kind sieht auch genau, wie Kiefer, Lippen und Zunge bewegt werden. Sprachfehlern wie nuscheln, undeutliche Aussprache oder verwaschenes Sprechen kann so vorgebeugt werden.
5. Beginne mit 3 bis 5 Gebärden auf einmal.
Insbesondere, wenn auch Du gerade erst mit Gebärden beginnst, reicht es, mit 3 bis 5 Gebärden auf einmal zu beginnen. Wenn es sich um Begriffe handelt, die besonders einprägsam sind, weil sie bildhaft oder gestisch dargestellt werden, können es auch ein paar Gebärden mehr sein. Sobald diese Gebärden bekannt sind, kannst Du die nächsten einführen. Geht dabei in dem Tempo vor, das Euch gefällt.
6. Gebärde im Alltag.
Wie bei allem, was neu gelernt wird, ist Wiederholung besonders effektiv. Daher empfehle ich, die ausgewählten Gebärden im Alltag zu verschiedenen Gelegenheiten immer wieder zu nutzen. Auf diese Weise entstehen im Gehirn des Kindes weitere, Situationsbedingte, Verknüpfungen zu einem Begriff.
7. Nutze Gebärden bei Liedern, Fingerspielen und Bilderbüchern.
Die besten Gelegenheiten für Gebärden - und auch um neue Gebärden zu zeigen - sind kleine Aktionen, die Du gemeinsam mit Deinem Kind durchführst. Ihr könnt gemeinsam Gebärden, wenn Ihr Euch ein Bilderbuch anschaut. Auch zu vielen Fingerspielen und Kniereitern lässt sich wunderbar gebärden. Und auch ältere Kinder lieben es, wenn zu Liedern gebärdet wird. Dazu braucht ihr keine speziellen Lieder lernen (die es inzwischen allerdings auch gibt). Gebärdet einfach zu Euren Lieblingsliedern!
8. Gib eine positive Rückmeldung.
Wie ich bereits sagte, wird irgendwann jedes Kind wenigstens eine Gebärde zeigen. Wenn es soweit ist, freu Dich mit Deinem Kind. Zeige die Gebärde noch mal, gib ihm ein positives Feedback, dass Du es verstanden hast und ermutige es so, weiterhin zu gebärden.
9. Sei mit Freude beim Gebärden.
Freude ist das Allerwichtigste bei Kindergebärden. Freude steht für mich noch vor dem Ziel der Sprachförderung - lange, lange davor. Es macht einfach Spaß, mit dem ganzen Körper zu sprechen und singen. Es kommt so viel Freude auf, wenn Ihr Euch einander versteht. Und wenn Dein Kind tatsächlich zum ersten Mal seine Gedanken und Wünsche mitteilen kann, ohne dass Du erst verzweifelt Raten brauchst, ist es einfach ein wundervolles Gefühl.
9 Tipps auf YouTube
Auch in dieser Woche habe ich wieder ein Video für Dich, in dem Du noch ein paar weitere Informationen bekommst. Ich zeige unterschiedliche Gebärden im Video, so dass Du die Bewegungen sehen und leicht mitgebärden kannst. Zusätzlich erhältst Du einige Informationen, warum ich es so wichtig finde, Gebärden auch mit älteren Kindern zu nutzen.
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